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TÄTIGSEIN IN DER POSTWACHSTUMSGESELLSCHAFT

von Irmi Seidl und Angelika Zahrnt, 2019

„Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft“ basiert auf folgender These: Wir brauchen eine Relativierung der Erwerbsarbeit, um uns aus der Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum lösen und innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften zu können. Voraussetzung dafür ist eine neue Gewichtung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit sowie ein Umbau der Systeme der sozialen Sicherung und der Besteuerung, die bislang wesentlich auf Erwerbsarbeit beruhen. Auch brauchen wir mehr Zeit, Infrastrukturen und Anerkennung für andere Tätigkeiten als Erwerbsarbeit.

Tätigksein in der Postwachstumsgesellschaft: Teammitglieder

IRMI SEIDL UND ANGELIKA ZAHRNT

Dr. oec. Irmi Seidl (links, geb. 1962) ist Titualprofessorin der Universität Zürich und Leiterin der Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Eidg. Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft. Studium und Promotion absolvierte sie im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.

Prof. Dr. rer. Pol. Angelika Zahrnt (rechts, geb. 1944) engagiert sich in Frauenbewegung, Kommunalpolitik und Ökologiebewegung. Sie war Vorsitzende des BUND und Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Heute ist sie Mitglied im Beirat des IASS und IÖW.

Tätigksein in der Postwachstumsgesellschaft: Text

INHALT DES BUCHES

1. Was ist das Ziel des Buches?

Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem baut auf Wachstum auf und stößt an seine Grenzen. Gleichzeitig rufen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach Wirtschaftswachstum. Die AutorInnen beschreiben Konzepte für das Tätigsein in einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das von Wachstum unabhängig ist, sich innerhalb der planetarischen Grenzen befindet, soziale und wirtschaftliche Stabilität und menschliches Wohlergehen ermöglicht und auf einer besser ausbalancierten Gewichtung von bezahlter und unbezahlter Arbeit aufbaut.

2. Gliederung und Argumentationslinien

Im ersten Teil des Buches gehen die AutorInnen auf die geschichtliche Entwicklung der Arbeit und die Neubewertung von Arbeit sowie die Orientierung an Werten ein. Wesentlicher 

Punkt hierbei ist ein Umdenken der Erwerbsarbeit. Im zweiten Teil wird konkret auf das Tätigsein in einer Postwachstumsgesellschaft eingegangen. Dies umfasst alternative Konsumformen und –praktiken auf verschiedenen Handlungsebenen, die dafür notwendigen Voraussetzungen sowie die Rolle der Unternehmen und Gewerkschaften. Verschiedene Bereiche des Tätigseins, wie Sorgearbeit, Landwirtschaft und noch wachsende Bereiche, werden im dritten Teil des Buches aufgeführt. Im vierten Teil wird auf soziale Sicherung in einer Postwachstumsgesellschaft, mögliche Abgabesysteme sowie Arbeit in Entwicklungs- und Schwellenländern eingegangen.

3. Ergebnisse der AutorInnen

Den AutorInnen zufolge sollte ein zukünftiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem danach ausgerichtet sein, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen und gleichzeitig die ökologischen Grenzen zu respektieren. Dafür muss einerseits mehr Zeit in bisher vernachlässigte Bereiche wie beispielsweise Pflege fließen. Andererseits müssen andere Tätigkeiten aufgegeben werden, wenn sie entweder ökologisch nicht mehr vertretbar sind oder keinen positiven sozialen Nutzen stiften. In Zukunft wird Erwerbsarbeit weiterhin eine wichtige Rolle spielen, frei-gemeinnütziges Tätigsein wird aber an Bedeutung gewinnen. Für die gesellschaftliche Transformation hin zu einer solchen Postwachstumsgesellschaft sollten Zeit- und Produktivitätsgewinne nicht in die Sphäre der Erwerbsarbeit reinvestiert werden. Vielmehr sollten Modelle erarbeitet werden, die neue Technologien mit einer ökologisch-orientierten Arbeitsgesellschaft verbinden und Freiräume für Tätigsein entstehen lassen.

Tätigksein in der Postwachstumsgesellschaft: Text

PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME

von Florian Schäfer

Das Buch ist sehr übersichtlich strukturiert und die verschiedenen Aspekte des Tätigseins sind verständlich. Die beschriebenen Konzepte sind innovativ und gleichzeitig exnovativ. Das größte Problem besteht jedoch darin, dass sehr komplexe Systeme und global vernetzte Strukturen verändert werden sollen. Einerseits stellt sich hier die Frage, ob das Auflösen dieser globalen Verflechtung überhaupt möglich ist. Andererseits ist hierbei die Dauer einer solchen Transformation von großer Bedeutung, da der zeitliche Rahmen zur Erreichung der Klimaziele nicht überschritten werden sollte. Auch wurde bei der Auslegung der Konzepte das Weltbevölkerungswachstum nicht berücksichtigt, das exponentiell steigt und einen erheblichen Einfluss auf Ernährung, Arbeit und Flächennutzung hat. Auch werden einige Aspekte lediglich oberflächlich angesprochen. Dennoch liefert das Buch einen interessanten Einblick in das mögliche Leben in einer zukünftigen Postwachstumsgesellschaft und kann dazu beitragen, die Konsum- und Lebensform des Lesers nachhaltig zu beeinflussen.

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