EINE REISE DURCH GLAS UND PAPIER HIN ZU WENIGER MÜLL
Wie UnverpacktKonstanz versucht, die Welt ein bisschen zu verbessern
Das Erste, was beim Betreten des Ladens auffällt, sind die intensiven Düfte der Gewürze und des Holzes, die selbst einem grauen Oktobertag noch eine angenehme Wärme verleihen. Der Laden – UnverpacktKonstanz – befindet sich im Paradies, fast ein wenig versteckt in der Mosbruggerstraße 16 gegenüber der Sparkasse. Ist man einmal drin, klimpern im Hintergrund die getrockneten Hülsenfrüchte in den Behältern der Kunden. Alles ist in warmen Erdtönen gehalten und es herrscht eine ruhige freundliche Atmosphäre. Abbas Rahim, der Angestellte, grüßt freundlich und bietet seinen Kunden einen selbst zusammengestellten Gewürztee.
Von Luna Ronco
WIE ES
ANGEFANGEN HAT
Gegründet wurde UnverpacktKonstanz im Juli 2017. Es war der erste Unverpacktladen in der Stadt und er schuf eine neue Marktbranche. Die Idee war, den Menschen zu ermöglichen, ihre Lebensmittel ohne Verpackungen zu kaufen und somit Plastikmüll zu vermeiden. Die Produktspanne umfasst trockene Nahrungsmittel, Reinigungsmittel sowie Artikel für die Körperhygiene. Anders als heute gab es vor drei Jahren noch nicht so viele Möglichkeiten, plastikfrei einzukaufen, erzählt Abbas Rahim. Er arbeitet seit ungefähr einem Jahr hier und war noch in Dubai, als die Inhaber Sladjana Peerebooms und Jörn-Michael Wunderlich den Laden eröffneten.
Die Einweihung war eine große Party, die für Publicity und Aufmerksamkeit sorgte. Die Nachricht verbreitete sich schnell und wurde mit Enthusiasmus angenommen. Mit der steigenden Sensibilisierung der Gesellschaft für den Umweltschutz, insbesondere für die Umweltverschmutzung durch Plastik, geht die Bereitschaft von immer mehr Menschen einher, ihren Lebensstil zu verändern und weniger Plastik zu verwenden.
DIE BESONDERE AURA DES LADENS
Von außen betrachtet ist das Geschäft nicht besonders auffällig. Seine Inneneinrichtung hat dagegen einen besonderen, sehr ausdrucksstarken Charakter. Im Grunde ist der Laden nicht sehr groß. Er besteht nur aus einem Raum, angefüllt mit Behältern jeder Größe. An den Wänden hängen gläserne Trichter, in denen man die unterschiedlichen Farben und Formen der Bohnen und des Getreides erkennen kann. In einer Ecke gibt es Kissen zum Hinsetzen und eine Kaffeemaschine mit Tassen. Die Produkte haben eine hohe Qualität und werden zum größten Teil lokal produziert und angebaut. Somit versucht UnverpacktKonstanz, die Bauern und Unternehmen der Region zu unterstützen und gleichzeitig den Kunden die bestmögliche Qualität anzubieten.
RABATTE
Die Kundschaft reagiert sehr gut auf das Konzept und die Firma engagiert sich dafür, Studenten und ältere Kunden zu unterstützen. Für Studenten gibt es jeden Freitag einen Rabatt von 10 %, da sie normalerweise über keinen festen Verdienst verfügen. Für ältere Stammkunden gibt es einen Rabatt von 5 %.
GÜNSTIGER,
ALS MAN DENKT
Viele denken, dass ein solcher umwelt- und gesundheitsbewusster Lebensstil etwas Exklusives ist, nur für reiche Leute, die die Möglichkeit haben, viel Geld dafür auszugeben. Doch tatsächlich sind die Preise im Laden nicht viel höher als im Supermarkt. Die meisten neuen Kunden werden zu Stammkunden, wenn sie sehen, dass es billiger als erwartet ist.
UNVERPACKT?
WIE GEHT DAS?
Ganz einfach. Das Konzept ist, dass jede*r einen eigenen Behälter mitbringt und nur so viel einkauft, wie er oder sie wirklich benötigt. Lebensmittelverschwendung ist damit von vornherein ausgeschlossen.
Abbas Rahim erzählt, dass 38 Kg. Plastikmüll jeder deutsche Bundesbürger pro Jahr produziert. UnverpacktKonstanz trägt dazu bei, diese Menge zu reduzieren. Die Kunden des Ladens bringen eigene Einmachgläser oder Papiertüten mit, die viel öfter wiederverwendbar sind als ihre Alternativen aus Plastik und sich zudem viel einfacher recyceln lassen.
WAS BEWEGT DIE ANGESTELLTEN?
Es ist das erklärte Ziel des Ladens, keine wertvollen Ressourcen der Erde durch Abfall zu verschwenden und somit auch weniger Umweltverschmutzung zu verursachen. Der Großteil des Mülls wird nämlich entweder in Mülldeponien entsorgt oder verbrannt und setzt so Stoffe frei, die sowohl dem Menschen als auch der Umwelt schaden.
„Jeder hat die Möglichkeit und die Chance sich zu verändern, zum Umweltschutz beizutragen, Müll zu vermeiden und Konstanz sauber zu halten. Es können kleine Gesten sein, die zusammen genommen eine große Wirkung entfalten. Jeder muss verstehen, wie wichtig und dringend es ist!“
Abbas Rahim,
Mitarbeiter UnverpacktKonstanz
ÖFFNUNGSZEITEN UND KUNDSCHAFT
Das Geschäft ist von montags bis samstags von 9:00 bis 19:00 Uhr durchgehend geöffnet. Die Kundschaft wächst stetig und ist sehr heterogen. Viele Familien kommen aus der Schweiz, wie Abbas Rahim erzählt. Doch auch die Konstanzer zeigen sehr viel Interesse und Umweltbewusstsein. Er berichtet, dass viele Kunden kommen, erstaunt sind, Fotos machen und nach den Preisen fragen. Und es werden immer mehr. Denn die meisten Kunden unterstützen das Geschäft durch Mund-zu-Mund Propaganda.
BESONDERHEITEN
„Die Leute reagieren sehr nett, sie lieben es. Sie können ihr Mehl und ihre Kaffeebohnen selbst mahlen, alles ist kostenlos.“ sagt Abbas Rahim. Außerdem gibt es neben der Kaffeemaschine die Möglichkeit, selbständig Nusscreme aus Cashew, Mandeln und Haselnüssen herzustellen, die eigens für diesen Zweck zerkleinert werden.
EIN LEBENSSTIL
FÜR SICH
In Konstanz gibt es heute verschiedene Möglichkeiten, nachhaltiger zu leben und einzukaufen. Der gute Ruf des Ladens und seine Geschichte haben ihm jedoch einen festen Platz im Bereich des nachhaltigen Einkaufens gesichert.
ZUKUNFT
Obwohl es schon in den 1980iger Jahren eine breite Umweltschutzbewegung gab, die gegen das Waldsterben und die Atomkraft protestierte, rückte der Umweltschutz nach dem Mauerfall in den 90iger Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends in den Hintergrund der allgemeinen Aufmerksamkeit. Die 2018 von Greta Thunberg gegründete Fridays-For-Future-Bewegung, die weltweit vor allem junge Menschen wachrüttelte und zu globalen Protesten aufrief, hatte auch eine nachhaltige Auswirkung für den Erfolg von UnverpacktKonstanz. Geplant ist nun, einen weiteren Laden zu eröffnen, um der wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können.
Mehr darüber unter: www.unverpacktkonstanz.de
FAKTEN-BOX
Das Unternehmen: Unverpackt Konstanz
Ort: Mosbruggerstraße 16, Konstanz
Gründungsjahr: 2017
Mitarbeiter: 2