SELBST IST DER STROMERZEUGER
Von Olivia Kühner
Als wir zum ersten Mal miteinander sprechen, herrscht der typische Konstanzer Herbstnebel. Selbst unter diesen Verhältnissen produziert die Photovoltaik-Anlage von Jürgen Ruff 2 kW Leistung – das ist gerade genug um seine Spülmaschine anzuschmeißen.

„Ich habe morgens geschaut, wann die Leistung so weit ansteigt, dass der Geschirrspüler keinen Strom von den Stadtwerken beziehen muss. Man macht sich plötzlich Gedanken, wann man welches technische Gerät nutzt. Die Wäsche wasche ich nun tagsüber, wenn eben die Sonne scheint. Ich habe jetzt ein ganz anderes Gefühl für den Verbrauch der Energie, deren Produktion nun an die Umwelt gekoppelt ist."
Bis es soweit kam, den eigenen Strombedarf durch sein Solardach abdecken zu können, war es ein langer Weg.
Schon in seiner Jugendzeit hat sich Jürgen Ruff mit der Frage beschäftigt, welche alternativen Energiequellen eingesetzt werden können, um von konventionellen Kraftwerken weg zu kommen. Damals hat er sich in der Anti-Atomkraftbewegung eingesetzt und versuchte seine Eltern zu überzeugen, Sonnenkollektoren auf das Hausdach zu bauen. Das Thema hat ihn auch während seines Studiums nicht losgelassen, sodass er sich in einer Arbeitsgruppe „Umwelt“ engagierte.
Endlich eine Gelegenheit: Als sich 1996 die Gelegenheit bot, investierte er erstmals in die Sonne – und zwar als Beteiligung am damals noch recht einzigartigen Projekt eines Bürgersolardachs der EBK in Konstanz. Als das Projekt nach 20 Jahren auslief und es trotz Ruffs Bemühungen nicht zu einem weiteren Bürgersolardach in Konstanz kam, stellte sich die Frage, wie sein Engagement mit der Sonne weitergehen könnte. Dies war der Auslöser dafür, dass sich der mittlerweile als SPD-Stadtrat kommunalpolitisch-aktive auch in seinem privaten Umfeld nach möglichen Standorten für eine PV-Anlage umzusehen begann. Schließlich fiel seine Wahl auf das Dach der eigenen Wohnungseigentümergemeinschaft.
Ein holpriger Weg… Dieses Projekt gestaltete sich gar nicht so einfach. Zunächst musste die Zustimmung aller zwölf Wohnungseigentümer und der Wohnungsverwaltung her. Hier galt es Überzeugungsarbeit zu leisten und schließlich konnte Jürgen Ruff die Miteigentümer des Hauses für eine Zustimmung gewinnen. Und auch technisch musste die eine oder andere Hürde gemeistert werden, beispielsweise musste der Brandschutz der Elektroanschlüsse des Hauses auf den neusten Stand gebracht werden, um eine Solaranlage anschließen zu können. 2016 war es dann soweit: Eine Photovoltaik-Anlage wurde auf dem Dach montiert – mit einer Leistung von 10 kW-peak.
